Leonhardt_Treatment_Planning_Teaser

Behandlungsplanung bei komplexen offenen Bissfällen mit einem modernen Protokoll von FGTP, Atemweg und Ortho mit Aligner

Eine 31-jährige Patientin weist einen anterioren offenen Biss, Zahnengstände in beiden Kiefern, negativen Kronentorque, beginnende schwarze Dreiecke, einen dünnen parodontalen Phänotyp und frühe Zahnfleischrezessionen auf (Abb. 1a und 1b). Extraoral zeigt sie ein "Gummy Smile", hohe Lippenbeweglichkeit, asymmetrische Zahnbögen, asymmetrische hängende posteriore Korridore und einen fehlenden kompetenten Lippenschluss. Die Komplexität ihres Falls erfordert eine detaillierte Untersuchung und einen multidisziplinären Behandlungsansatz. Sowohl orthodontische als auch parodontale Aspekte müssen berücksichtigt werden, um günstige Ergebnisse zu erzielen.

 

Autor: Dr. Christian Leonhardt

 
Das Airway-Facially Generated Treatment Planning Pyramid (AFGTP-Pyramid) ist ein innovatives Protokoll zur Behandlung komplexer Fälle. Es
berücksichtigt miteinander verbundene Atemwegs-, dentofaziale, funktionale, biomechanische und parodontale Aspekte. Dieser ganzheitliche Ansatz
stellt die Voraussetzung für optimale Behandlungsergebnisse dar, indem die komplexen Beziehungen zwischen Mundgesundheit, Gesichtsästhetik und
allgemeinem medizinischen Umständen berücksichtigt werden.

Abb. 1a 
Abb. 1b
Abb. 2
 
 
Das AFGTP-Pyramid-Behandlungsprotokoll für komplexe offene Bissfälle betont eine umfassende Atemwegsbewertung, einschließlich Struktur, Funktion und Verhalten. Die Patientin hat einen hohen Gaumen und einen schmalen Zahnbogen, was dem TongueThrust und Mundatmung verursacht (Abb. 3). Funktionelle Probleme umfassen den anterioren TongueThrust und gewisse Verhaltensaspekte beinhalten lebenslanges myofunktionelles Training zur Optimierung der orofazialen Muskelaktivität.

Die dentofaziale und ästhetische Bewertung spielt eine entscheidende Rolle. Diese Phase untersucht die Zahnposition im Gesicht und betont die Bedeutung der Frontzähne für die Gesichtsästhetik. Die richtige Ausrichtung und Prominenz der Zähne sind entscheidend für die Gesichtsharmonie. Übermäßige Zahn- und Zahnfleischsichtbarkeit, wie bei einem "Gummy Smile", kann das Gesichtsbild stören. Digital Smile Design (DSD) unterstützt die präzise Behandlungsplanung und verbessert die Patientenkommunikation, um ein ästhetisch ansprechendes Ergebnis und erhöhtes Selbstbewusstsein des Patienten zu gewährleisten.

" Abb. 3
Abb. 4
Abb. 5
Abb. 6
Abb. 7
Abb. 8
 
 
Der Behandlungsplanungsprozess, der durch die Airway-Facially Generated Treatment Planning (AFGTP) Technik beeinflusst wird, hat spezifische kieferorthopädische Bewegungen als entscheidende Komponente zur Lösung des komplexen offenen Bisses identifiziert. Die leitenden Prinzipien betonen die Notwendigkeit präziser Zahnbewegungen, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen.
  • Kraniale Repositionierung der hinteren Zähne: Eine der zentralen Bewegungen im Behandlungsplan ist die kraniale Repositionierung der hinteren Zähne. Diese Bewegung zielt darauf ab, den offenen Biss zu schließen, indem die hinteren Zähne angehoben werden, was die übermäßige Lücke zwischen den oberen und unteren Zahnreihen verringert. Die kraniale Bewegung ist eine strategische Antwort auf die offene Bissbedingung und richtet die hinteren Zähne auf die gewünschte Okklusionsebene aus.
  • Anpassung der Spee-Kurve: Gleichzeitig umfasst der Behandlungsplan Anpassungen der Spee-Kurve. Das Ziel ist es, eine ideale Okklusionskurve zu schaffen, die während des Schließens für einen ordnungsgemäßen Kontakt zwischen den vorderen und hinteren Zähnen sorgt. Diese Ausrichtung der Spee-Kurve trägt dazu bei, eine Okklusion zu erreichen, die nicht nur optimal funktioniert, sondern auch die ästhetische Harmonie verbessert.
  • Derotation und Torque: Derotation und Torque sind wesentliche kieferorthopädische Bewegungen, die integraler Bestandteil der Behandlungsstrategie sind. Diese Bewegungen werden sorgfältig geplant und ausgeführt, um die Zähne innerhalb der Zahnreihen richtig auszurichten. Derotation behandelt die Rotation einzelner Zähne, während Torque deren Neigung oder Winkelung korrigiert. Diese präzisen Bewegungen sind grundlegend, um ideale Zahnbeziehungen und Okklusion zu etablieren.
  • Erhaltung der vertikalen Position der vorderen Zähne: Ein kritischer Aspekt im Behandlungsplan ist die Erhaltung der vertikalen Position der vorderen Zähne. Dies ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der ästhetischen Proportionen, insbesondere angesichts der ausreichenden Lippenanzeige des Patienten (+3 mm von der zurückgezogenen Lippe im „Emma“-Laut). Durch die Stabilisierung der vertikalen Position der vorderen Zähne zielt die Behandlung darauf ab, den offenen Biss hauptsächlich durch die Repositionierung der oberen hinteren Zähne zu korrigieren.

Abschließend sind die kieferorthopädischen Bewegungen, die im Rahmen dieses Behandlungsplans orchestriert werden, durch die AFGTP-Technik und eine umfassende Behandlungsplanung strategisch darauf ausgelegt, die Komplexität des offenen Bisses zu bewältigen. Diese Bewegungen umfassen die kraniale Repositionierung der hinteren Zähne, die Ausrichtung der Spee-Kurve, Derotation und Torque, alle orchestriert, um funktionelle und ästhetische Verbesserungen zu erzielen und gleichzeitig sicherzustellen, dass die vorderen Zähne ihre vertikale Position in Übereinstimmung mit den einzigartigen Anzeigeeigenschaften des Patienten beibehalten.


Abb. 9
Abb. 10 Vor der Behandlung
Abb. 11 Finales Ergebnis
Abb. 12
Abb. 13
Abb. 14
 
 
Ein standardisiertes Protokoll für die Behandlung des anterioren offenen Bisses in der modernen Kieferorthopädie Die erfolgreiche Behandlung von Fällen mit anteriorem offenem Biss erfordert ein akribisches und standardisiertes Protokoll, das vier wesentliche Phasen umfasst. Dieser gut strukturierte Ansatz stellt sicher, dass jeder Schritt synergistisch zur Erreichung von funktioneller und ästhetischer Harmonie beiträgt. Hier ist ein Überblick über das standardisierte Protokoll zur Behandlung von anterioren offenen Bissfällen in der modernen Kieferorthopädie:
  1. Planungsphase: Die Grundlage jeder erfolgreichen Behandlung liegt in der sorgfältigen Planung. In der Planungsphase von Fällen mit anterioren offenem Biss ist dies besonders wichtig. Sie beginnt mit einer umfassenden Bewertung unter Einbeziehung der Airway-Facially Generated Treatment Planning (AFGTP) Technik, um Einblicke in die einzigartigen kraniofazialen, dentofazialen und Atemwegsmerkmale des Patienten zu gewinnen. Diagnosen führen zu Behandlungsplänen, einschließlich der Bestimmung von hinterer Intrusion, kranialer Repositionierung und Derotationsanforderungen.

  2. Kieferorthopädische Behandlung mit Alignern und TADs: Mit einem umfassenden Behandlungsplan beginnt die kieferorthopädische Phase. Moderne kieferorthopädische Behandlungen verwenden oft Aligner, die sowohl ästhetische als auch funktionelle Vorteile bieten. Temporäre Verankerungsvorrichtungen (TADs) können strategisch eingesetzt werden, um die Präzision der Behandlung zu verbessern.

  3. Weichgewebsbehandlung und langfristige Stabilität bei dünnen Phänotypen: Besondere Aufmerksamkeit wird der Weichgewebsbehandlung gewidmet, insbesondere bei Personen mit einem dünnen Phänotyp. Bindegewebstransplantate (CTGs) spielen eine entscheidende Rolle, um Weichgewebe zu verstärken und langfristige Stabilität zu gewährleisten.

  4. Retention: Die abschließende Phase ist die Retention, die unerlässlich ist, um die erzielten Behandlungsergebnisse zu bewahren. Retentionsstrategien können feste oder herausnehmbare Geräte umfassen, um die korrigierte Okklusion zu erhalten und einen Rückfall zu verhindern.

Zusammenfassend stellt das standardisierte Protokoll zur Behandlung von anterioren offenen Bissfällen in der modernen Kieferorthopädie einen akribisch strukturierten Ansatz dar. Es beginnt mit sorgfältiger Planung, nutzt kieferorthopädische Techniken mit Alignern und TADs, behandelt Weichgewebsprobleme mit CTGs und endet mit Retention, um die Behandlungsergebnisse zu sichern. Behandlung des anterioren offenen Bisses zeigt eine bemerkenswerte Transformation. Durch präzise Behandlungsplanung und -durchführung wurden sowohl Funktion als auch Ästhetik signifikant verbessert. Dies unterstreicht die Bedeutung der Behandlungsplanung in der Kieferorthopädie, die darauf abzielt, Risiken zu minimieren und die Prognose für den Patienten zu verbessern.

 

Das abschließende Verfahren zur Deckung von Rezessionen und zur Verdickung von Weichgewebe (Abb. 15 bis Abb. 21) mit einem Bindegewebstransplantat (CTG) in diesem Fall ist eine empfindliche und präzise chirurgische Technik, die darauf abzielt, optimale ästhetische und funktionelle Ergebnisse zu erzielen. Diese Methode folgt den Prinzipien der Hürzeler/Zuhr-Technik und umfasst sowohl Spender- als auch Empfängerstellen. Die semilunare Inzision am Gaumen und die Envelop-Technik ermöglichen die Entnahme des Spendergewebes. Das Tunnelierungsverfahren am Empfängerort sorgt für minimalen Gewebeschaden. Das Ziel ist eine vollständige Deckung der Rezessionsdefekte und eine langfristige Stabilität und ästhetische Verbesserung.


Abb. 15
Abb. 16
Abb. 17
Abb. 18
Abb. 19
Abb. 20
Abb. 20
 
Dr. Christian Leonhardt