Direkte Schichtung von Komposit-Verblendungen
Mit Blick auf die Vergangenheit standen die häufigsten Probleme in der Zahnmedizin im Zusammenhang mit der Zahngesundheit und einem schönen, angenehmen Lächeln. Aufgrund der höheren Ansprüche der Patientinnen und Patienten ist der Bedarf an ästhetischer und konservierender Zahnheilkunde im vergangenen Jahrzehnt enorm gestiegen. Heutzutage spielt die Ästhetik eine große Rolle: Ein perfektes Lächeln ist ein Muss und es beeinflusst nachweislich das Selbstbewusstsein sowie das psychosoziale Wohlbefinden des Patienten (1).
Auf der Grundlage wissenschaftlich- statistischer und klinischer Daten bieten direkt geschichtete Komposit-Verblendungen eine überzeugende Lösung für die ästhetische Rehabilitation im Frontzahnbereich. Eine direkte Schichtung von Komposit-Verblendungen ist nicht nur preisgünstiger als herkömmliche keramische Lösungen, sondern sie kann in nur einer Behandlungssitzung durchgeführt und während des Schichtungsvorgangs modifiziert werden, um die Patientenbedürfnisse zu erfüllen. Darüber hinaus hat die Entwicklung der Standard- und Nanofüller-Komposite zu verbesserten mechanischen Eigenschaften und erhöhter Abriebfestigkeit geführt (2,3). Eine kürzlich durchgeführte Metaanalyse prospektiver Studien zu Kompositrestaurationen im Frontzahnbereich ergab eine mediane Gesamtüberlebensrate von schätzungsweise 84,6 % nach fünf Jahren klinischer Belastung (3).
Die häufigsten Komplikationen im Zusammenhang mit direkt geschichteten Komposit-Verblendungen sind Frakturen, Karies, Verfärbung und farbliche Beeinträchtigungen sowie Veränderung der Oberflächenrauheit (4,5,6,3,7). Dank der problemlosen Reparatureigenschaften der Kompositmaterialien können diese Komplikationen allerdings leicht gelöst werden. Außerdem ist für die direkte Restauration kein Aufrauen des Schmelzes erforderlich, da das Ätzen mit Phosphorsäure zur Verbesserung der Haftfestigkeit ausreicht.
Klinisches Verfahren
Die direkte Schichtung von Komposit- Verblendungen besteht in der direkten Applikation einer oder mehrerer Schichten Komposit-Kunststoff auf die Zahnstruktur. Das Komposit wird dann zur Farbkorrektur und zum Defektausgleich ausgeformt, sodass eine ästhetische Restauration generell in einer einzigen Behandlungssitzung erreicht werden kann (8). Zur Wiederherstellung der korrekten Form und des Emergenzprofils der Frontzähne können verschiedene Instrumente und Hilfsmittel verwendet werden. Bis heute wurden direkt geschichtete Komposit- Verblendungen am häufigsten bei der Restauration der approximalen und zervikalen Ränder eingesetzt. Dabei erfolgte die Restauration in zwei Schritten mit zwei Seitenzahnmatrizen (approximale Ränder) und einem Matrizenband, das für die Restauration des zervikalen Bereichs in eine spezifische Form zurechtgeschnitten wurde.
Neue Frontzahnmatrize
In dieser Fallstudie haben wir uns für die Verwendung der neuen Frontzahnmatrize Unica anterior von Polydentia (powered by Style Italiano) zur Vereinfachung des Verfahrens entschieden, da sie die direkte Restauration des gesamten Emergenzprofils (zervikale und approximale Ränder) in nur einem Schritt erlaubt. Dazu werden die Zahnoberflächen zunächst präpariert und gereinigt, um anschließend die weitere Restauration mit Komposit zu ermöglichen. Die Matrize wird dann auf dem Zahn positioniert und fixiert. In der Regel können Interdentalkeile aus Kunststoff oder Holz eingesetzt werden, um eine ordnungsgemäße Fixierung der Matrize sicherzustellen. Als Alternative, z. B. im Falle von breiten Klasse-III-Restaurationen, bei denen die Platzierung des Keils und das daraus resultierende Kollabieren der Matrize in die Kavität hinein das Approximalprofil beeinträchtigen würde, kann ein flüssiger Kofferdam (z. B. Polydentia myCustom Resin) eine geeignete Alternative sein, um die Matrize in Position zu halten. Dann erfolgt die Schichtung des Komposits: Zuerst wird das Emergenzprofil restauriert, daran schließt sich die Modellierung der palatinalen Wände an. Daraufhin wird durch die Applikation und die Ausformung einer oder mehrerer Schichten des Komposits eine grobe Zahnmorphologie rekonstruiert. Abschließend wird die endgültige Zahnform mithilfe von Fräsen, Schleifscheiben und Poliergeräten konturiert.
Fallbericht
Die Patientin, eine 52-jährige Frau, stellte sich in unserer Praxis vor, da sie mit ihrem Lächeln nicht zufrieden war. Ihre Oberkiefer-Frontzähne wiesen eine nicht zufriedenstellende Anatomie und einen frakturierten Schneidezahn 11 auf. Die klinische Untersuchung ergab ansonsten kariesfreie Zähne und eine zufriedenstellende Mundhygiene. Nach der Anamnese und klinischen Untersuchung entschieden wir uns, die Behandlung mit vier direkten Komposit- Verblendungen durchzuführen, die auf allen mittleren und seitlichen Schneidezähnen mithilfe einer komplett adhäsiven, additiven Technik bei nur minimaler Präparation aufgebracht wurden. Die Fallstudie zeigt das Verfahren der direkten Schichtung von Komposit- Verblendungen unter Verwendung der neuen Matrize Unica anterior von Polydentia.
Abbildung 1
Die klinische Ausgangssituation zeigt die nicht zufriedenstellende Anatomie der Oberkiefer-Frontzähne und den frakturierten Schneidezahn 11. Wir entschieden uns für eine umfassende ästhetische Rehabilitation der Frontzähne durch die direkte Schichtung von Komposit-Verblendungen.
Abbildung 2
Das isolierte Gebiet nach Reinigung, Desinfektion und Polieren der Zahnoberflächen. Zur Wiederherstellung des Emergenzprofils der Frontzähne können verschiedene Methoden angewandt werden. Wir entschieden uns für die Verwendung der Frontzahnmatrize Unica anterior von Polydentia, da durch sie das Verfahren vereinfacht und die direkte Restauration des gesamten Emergenzprofils (zervikale und approximale Ränder) in nur einem Schritt möglich ist.
Abbildung 3
Die Unica anterior Matrizen auf den mittleren Schneidezähnen platziert. In diesem Fall sorgten die intrinsische Festigkeit der Stahlmatrizen und die vorhandenen intakten Kontaktpunkte für eine gute Stabilität und Fixierung der Matrizen, ohne dass der Einsatz von Keilen oder Kunststoff notwendig war. Darüber hinaus ermöglicht die konvexe Form der Matrizen eine effektivere Platzierung des Kofferdams im Zervikalbereich, sodass eine bessere Isolierung des Operationsgebiets gewährleistet ist.
Abbildung 4
Die mittleren Schneidezähne mit den präparierten Flächen in der Ansicht von unten.
Abbildung 5
Die klinische Situation nach Aufbau der approximalen Wände am Schneidezahn 21: Zuerst wurde ein Universal-Adhäsivsystem verwendet, um die Haftkräfte im Schmelz zu erhöhen, bevor die Behandlung mit dem Aufbau der mesialen und distalen Approximalwand durch direkte Schichtung von Schmelz-Komposit fortgesetzt wurde. Dasselbe Verfahren wurde anschließend am zweiten mittleren Schneidezahn durchgeführt.
Abbildung 6
Nach dem Aufbau der Approximalwände wurden die palatinalen Wände modelliert, indem eine kleine Menge Schmelz-Komposit aufgebracht wurde, um die Angulation des Zahns nachzuahmen.
Abbildung 7
Schichtung der Komposit-Verblendungen: Zuerst wurde eine Schicht Dentin aufgetragen.
Abbildung 8
Zur Nachahmung der Zahnfarbe wurde eine zweite Schmelz-Schicht aufgebracht und mit Spatel und Bürsten in die endgültige Form modelliert. Das Bild zeigt die Komposit- Verblendungen auf den mittleren Schneidezähnen vor dem Konturieren bis zum ersten Finieren, bevor die nächsten Zähne rekonstruiert wurden.
Abbildung 9
Nach dem Konturieren der mittleren Schneidezähne nach dem zuvor beschriebenen Verfahren wurde die Behandlung mit der direkten Schichtung der Komposit-Verblendungen auf den seitlichen Schneidezähnen fortgesetzt.
Abbildung 10
Aufbau des Emergenzprofils auf Schneidezahn 22. Nach Lichthärtung des Materials wird die Matrize separiert und zur besseren Sicht abgezogen.
Abbildung 11
Das Bild zeigt die Komposit-Verblendungen auf den beiden seitlichen Schneidezähnen 12 und 22 vor dem Konturieren, Finieren und Polieren. Die Konturierung und das Finieren wurden mit einem Diamantfräser bei niedriger Drehzahl durchgeführt. Die niedrige Drehzahl ermöglicht eine besser zu kontrollierende Bewegung und verbessert die Oberflächenglätte, selbst bei grober Korngröße. Die Vorpolitur wurde anschließend mit einem braunen Spiralrad (3M, Deutschland) und Polierpaste (Premier, Diamond Twist SCL) durchgeführt. Für die Hochglanz-Politur beim Finieren kann ein Schwabbelrad verwendet werden.
Abbildung 12
Das Behandlungsergebnis unmittelbar nach Entfernung des Kofferdams.
Abbildung 13
Die klinische Situation nach abschließender Politur und Texturierung der Restauration. Dieses Foto wurde bei der Kontrolluntersuchung 30 Tage nach der Restauration aufgenommen.
Abbildung 14
Endgültiges Ergebnis der Restaurationsbehandlung.
Abbildung 15
Klinische Situation 3 Monate nach der Restauration.
Schlussfolgerung
Aufgrund der Weiterentwicklung der Komposit-Materialien steht heute mit den direkt geschichteten Komposit- Verblendungen eine überzeugende, schnelle und kostengünstigere Lösung für die ästhetische Rehabilitation im Frontzahnbereich zur Verfügung. Dennoch sind ästhetisch und funktional erfolgreiche Behandlungsergebnisse stark vom Wissen des Zahnarztes über die adhäsiven Prozesse sowie dessen Formgebungsfähigkeiten abhängig. Verschiedene Instrumente und Verfahren unterstützen den Zahnarzt dabei, das Emergenzprofil korrekt zu restaurieren. Darunter hebt sich die neue Matrize Unica anterior aufgrund ihrer Einfachheit und Vielseitigkeit heraus, da sie eine schnelle und einfache Restauration der Profile im Zervikal- und Approximalbereich zur selben Zeit erlaubt. Dadurch wird die Behandlungszeit deutlich reduziert, und ästhetische Restaurationen sind für jeden Zahnarzt problemlos realisierbar.
Literaturverzeichnis
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[8] NEWTON FAHL, the Direct/Indirect Composite Resin Veneers: a case report. The international aesthetic chronicle, 1996.